Noa Noa erinnert in seiner ästhetischen Grundhaltung an die Ornamentik der Südsee. Der Titel „Noa Noa“ ist der Sprache der Tahitianer entnommen und heißt so viel wie „wohlriechend“ oder „duftet gut“. Leitlinie war ein Satz von Paul Gauguin, der eine Episode seines Inseldaseins mit den Worten beschließt: „Der letzte Rest des Zivilisierten in mir war vollständig vernichtet. Ich kehrte in Frieden zurück.“
Frei von den Zwängen klassisch-romantischer Formgebung bringen in dem 14-minütigen Stück die Instrumente eine Akkordfolge zum Klingen, deren harmonische Dichte und Spannungsgrad so gleichbleibend ist, dass sich keinerlei Anknüpfungspunkte für irgendwelche kadenziellen Prozesse ergeben. Jeder der zwöf Klänge entfaltet sich für eine bestimmte Weile bis er vom nächsten Klang abgelöst wird. Innerhalb dieser Klangfolge spielt sich ein ornamentales Geschehen in zwei verschiedenen Ausdrucksformen ab. Mit Tempo calmo [Ruhiges Tempo] bezeichnet, entwickelt sich ein lang ausgesponnener Gesang in vier Blöcken. Dazwischen geschaltet sind drei rhythmisch bewegte Abschnitte im 11/8-Takt, die – con agilità [mit Lebhaftigkeit] und in pronocierter Artikulation gespielt – den Gegenpol zur Ruhe der anderen Teile bilden. Deren 11er-Takt erlaubt so viele verschiedene Lösungen der Taktunterteilung, dass an keiner Stelle motorische Gleich-förmigkeit aufkommt.